Feldpost 1. Weltkrieg – 1917/1918

10.3.1917 Innsbruck – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe


Liebe Eltern!

Berichte Euch, daß wir in Innsbruck gut angekommen sind und hier einige Tage verbleiben. Hernach geht’s nach Lambach. Zugeteilt dem 3. Jägerregiment.

Herzliche Grüße sendet Euch allen Euer Sohn und Bruder Hermann.

14.3.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Endlich am Ziele angelangt nach vielem hin und her aber doch alles gut gegangen. Der Koffer ist schon etwas leichter geworden mußten meistens von unserem Essen leben, müßt mir aber noch lang nichts schicken. Sind heute schon ausgerückt hat uns gut gefallen. Herzliche Grüße send Euch allen Euer Sohn Hermann.

17.3.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern u. Geschwister!

Endlich kann ich Euch einmal richtige Aufklärung geben über mein Befinden, ist jedoch nicht das glänzenste, da geht’s nämlich bloß auf Kommando anders wollen sies nicht. Am 13. sind wir hier in Stadlpaura angekommen abends und gleich hat man uns in Kaisers Rock gesteckt am andern Tag gabs zum flicken und putzen und hernach zum ausrücken. Menage ist so wie sie ist, morgens schwarzen Kaffee oder Suppe, aber alles halt wie es beim Militär ist Schmalhans ist hier Koch wenn man nicht immer zum zulegen hät so müßt einer kurjos Hunger haben. Mit tuts schon noch eine Zeit lang aber sparen muss man sakrisch hier ist nämlich alles sehr teuer.

Wenn Ihr mir etwas schickt, so schickt mir Zucker und Käs das ist mir das liebste. Sonst bin ich so ziemlich gesund und munter was ich auch von Euch allen hoffe. Sonst wird so alles im alten sein? Was hört man vom Kriege? Geht’s noch nicht bald aus? Von Alois habe ich noch nichts erfragt. Bei mir sind Galles Ludwig und Himmeles Tones BubLepoldo Hermann ist in Innsbruck von uns gekommen wohin weiß ich nicht. Zündo Josef ist minder tauglich und ist wieder nach Innsbruck gekommen. Ich bin bei der Präsentierung felddiensttauglich gesprochen worden.

In der Hoffnung daß Euch dieser Brief gesund antrifft grüßt Euch alle herzlich Euer Sohn und Bruder Hermann.

Galles Ludwig
Himmeles Tones Buob
Leboldo Hermann – Vorderreuthe 57, später Baien 116
Zündo Josef – Reuthe, Hof 17 – Pension Fetz

18.3.1917 Lambach – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Aus Lambach senden aus dem Kreise einer Gruppe Bregenzerwälder die besten Grüße

Hermann Winkel, Kaspar Zünd, Franz Xaver Meusburger Bizau, Gebrüder Moosbrugger Schoppernau, Josef Ludwig Moosbrugger Ellenbogen, Vettergrüße von Eurem Vetter Albert Innauer

Kaspar Zünd – Bezau, Mittlere 106
Albert Innauer, Bezau, Mittlere 100 – geb. 13.10.1897 in Bezau

19.3.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Bin genötigt zu Papier und Bleistift zu greifen, denn der hungrige Magen läßt mir keine Ruhe er murrt und knurrt Tag und Nacht. Hier schauts nämlich schlecht aus mit dem Essen aber halt leider nichts schreiben sonst gibt’s Rapport und das andere folgt. Gestern haben wir Wälder Abschied gefeiert aber großartig wir haben nämlich nur Tee gehabt. Seid so gut und sendet mir ein Kistchen aber recht bald. Fleisch hab ich noch das meiste aber Käs Butter Zucker und Brot hab ich fast keines mehr wir fassen nur einen halben per Tag und das ist grad soviel als ich zu Hause abends zum Kaffee gegessen habe und hier soll man drei Mahlzeiten haben daran. Sonst ist es grad schon zum aushalten scharfes Kommando, Gehorsam und Pünktlichkeit ist des Soldaten Pflicht und Schuldigkeit.

Indessen seid herzlich gegrüßt von Eurem Sohn und Bruder Hermann.

28.3.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Mutter in Reuthe

Liebe Mutter!

Nochmals ein Brieflein an meine liebe Mutter, denn ich hab im letzten Brief so manches noch vergessen was ich zu wünschen hätte. Sind die Karten wo wir uns fotografieren lassen haben noch nicht gekommen, wenn schon so schickt mir eine die andern könnt Ihr aufbewahren. Habt Ihr von mir schon ziemlich Post erhalten ich schreibe halt alle andern Tag nach Haus. Anna hat mir gestern eine Karte geschrieben sonst hab ich noch gar keine Post erhalten. Schreibt mir hie und da eine Karte oder ein Brieflein damit ich weiß wie es bei Euch zu und hergeht. Jakob und Johanna sollen auch was hören lassen. Schickt mir auch hie und da ein Kistchen je mehrmal je lieber hier kann mans schon brauchen, ich weiß schon daß Ihr nichts übriges habt aber sendet was Ihr mangeln könnt hauptsächlich Zucker und Käs wenn Ihr bekommt schickt mir einmal fetten auch Insutt verschmäh ich nicht, ich käme den Sommer gern heim zum helfen heuen möchte arbeiten was wär wenn ich nur dem Hungerschwindel abkäme. Wenn ich jetzt heim käme könntet Ihr mich fast nicht mehr erfüttern so hungrig bin ich. Sonst kann ich mich schon drein schicken in das exerzieren die Chargen sagen ich sei einer von den besten und habe Anspruch auf die Chargenschule. Der Oberjäger bei dem ich bin hat gesagt er habe den Lorenz gut gekannt er sei ein tapferer Held gewesen der habe kein weichen gekannt sie waren beisammen am Sauflusse er sagt es wurde Tag und Nacht furchtbar gekämpft. Sendet mir einmal in einem Musterpaket einige Dutzend Briefmarken 10 u. 15 h ich muss sonst alleweil Briefmarken kaufen. Geld sendet mir so rasch wie möglich meine Bekannten haben alle schon Pakete und Geld erhalten von zu Hause. Was habt Ihr für Wetter könnt Ihr nicht bald auslassen aper ist es hier überall und ein bissl grün aber immer ein kalter Wind geht in dem Sauloch. Laßt mir alles schön grüßen wer mir nachfragt – August wird noch bei Batles sein hab ihm auch geschrieben er soll mir etwas schicken wenn er was hat. Indessen sendet Euch u. den Geschwistern die herzlichsten Grüße Euer dankschuldiger Sohn und Bruder Hermann

13.4.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an den Vater in Reuthe

Lieber Vater!

Ihr werdet wohl denken ich sei narrisch da ich schon wieder um etwas zu essen bitte, aber mein Gott mit einem solchen Kistl ist es gerade ob man einen Bettler in die Hölle werfe. Haben diese Woche 3 Tage kein Brot bekommen und etwas muss man essen sonst ermacht man es nicht. Die andern sagen ich habe mich schon bedeutend gebösert. Um etwas Geld tät ich Euch auch bitten wir lassen uns abphotographieren denn wir kommen schon bald hinaus ins Feld. Lepoldo Hermann hat mir auch geschrieben u. schreibt die Menasch sei bei Ihnen nicht so schmal. Der Oberjäger sagt immer im Feld bekomme man viel mehr zu essen als im Hinterland er geht mit dem nächsten Marsch wahrscheinlich hinaus. Indessen seid herzlich gegrüßt von Eurem dankschuldigen Sohne Hermann.

(Anmerkung: Lepoldo Hermann = Hermann Kaufmann, Reuthe, Baien, 24.10.1899 – 16.5.1966)

Hermann Winkel, Hof – Engelbert Kaufmann, Hinterreuthe – Hermann Kaufmann, Vorderreuthe/Baien

Hermann Winkel, Engelbert Kaufmann, Hermann Kaufmann
Engelbert Kaufmann, Hinterreuthe 50

13.4.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern u. Geschwister!

Gestern das Kistel und die 2 Karten von Euch mit großer Freude und besten Dank erhalten. Das Kistel war in bester Ordnung und der Inhalt hat mich riesig gefreut. Schwester Anna hat mir vor 3 Tagen auch eine Kiste geschickt mit 1 ½ Weggen 1 Kilo Käs und 1 Kilo Zucker ist mir sehr recht gewesen daß sie mir Brot geschickt hat haben gestern eine Marschierübung gehabt und zugleich Gefechtmarsch mit voller Ausrüstung 32 km weit das war ein Stand bei dieser fürchterlichen Hitze schier zum kaputt werden. Dabei ist mir das Brot und der Käs sehr zugute gekommen. Hab gelesen daß Ihr schon 8 Kühe habt bekommt Ihr noch mehr? Rautzokalbel hat eine schönes Geld geschlagen! Arbeit und Gras glaub ich daß Ihr jetzt genug habt aber ich glaub daß Ihr auch ein bissl anständiges Wetter habt. Hier haben wir jetzt immer schönes Wetter ein Tag-schöner wie der andere. Was machen die Kälber sind recht groß und fressen sie schon Gras möcht sie gern einmal sehen. Seid so gut und macht mir wenn Ihr diesen Brief erhalten habt ein Urlaubsgesuch und sendet es mir gleich dann könnte es sein daß ich 14 Tage heim könnte. Briefmarken und Faden schickt mir auch man bekommt hier absolut keinen Faden.

Am 1. Juni kommen wir wahrscheinlich mit der 29. Marschkompanie ins Feld ist mir aber gleich mehr Hunger haben müssen wir nicht als wie hier. Sonst bin ich immer gesund was ich von Euch allen auch hoffe. Nochmals herzlichen Dank für die Kiste und grüße Euch alle recht herzlich Euer Sohn u. Bruder Hermann!

23.4.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Heute Euer Paketle erhalten welches mich riesig freute weil so ein guter Butter drinnen war. Hat Euch Päklers-Hans den Brief mit den zwei Photographien gebracht, hoffentlich schon. Er war bei mir im Kloster einquartiert. Den Brief in dem ich Euch um Geld geschrieben werdet Ihr auch erhalten haben. Neuigkeiten weiß ich keine schließe nun und seid herzlich gegrüßt von Eurem Sohne Hermann.

24.4.1917 Reuthe – Bruder Jakob Winkel an Bruder Hermann

Lieber Bruder!

Die Mutter hat gestern ein Kistchen abgesandt. Du sollst das Honigglas wenn Du es leer hast waschen und dann mit dem Koffer schicken. Morgen geht’s ins Schwabenland. Schreibe mir auch. Du wirst die Adresse vom Loränzler schon wissen. Lebewohl aufs Wiedersehn. Es grüßt Dich Jakob.

Familienfoto Winkel Reuthe (Foto vom 7.6.1926 – anlässlich Hochzeit von Tochter Katharina)
 
Eltern sitzend: Anna Katharina Winkel, geb. Wüstner (geb. 18.3.1866 in Mellau, gest. 15.12.1941 in Reuthe) und Anton Winkel (geb. 14.1.1857 in St. Peter bei Straßburg, gest. 3.11.1926 in Reuthe)
15 Kinder – 5 Söhne sind im 1. Weltkrieg gefallen, 2 Kinder (3 Monate bzw. 11 Jahre alt) gestorben
 
Kinder stehend von links:
1.  Franz Josef Winkel (20.2.1890 Bezau – 14.2.1942 Reuthe)
Nachkommen u.a.: Ilga Oberhauser – Andelsbuch, Heribert Winkel – Hard, Egon Winkel – Graz, Jolanda Thaler – Wolfurt, Günther Winkel – Dornbirn
2.  Rupert Winkel (7.5.1907 Reuthe – 15.10.1986 Reuthe)
Nachkommen u.a.: Anton Winkel – Bizau, Rupert Winkel – Feldkirch, Maria Hagen – Lustenau, Josef Winkel – Großdorf, Hermann Winkel – Reuthe, Gottfried Winkel – Bezau, Annelies Burtscher – Götzis, Imelda Winkel – Lingenau, Jakob Winkel – Reuthe, Hof 2, Gertrud Wackernell – Götzis, Peter Winkel – Schnepfau, Paul Winkel – Bizau, Erhard Winkel – Röthis
3.  Anna Garber, geb. Winkel (9.8.1891 Bezau – 14.4.1977 Lingenau)
Nachkommen u.a.: Maria Nußbaumer – Lingenau, Lena Zündel – Schwarzenberg, Artur Garber – Hohenems
4.  Theresia Lipburger, geb. Winkel (5.12.1888 Bezau – 24.8.1956 Langenegg)
Nachkommen u.a.: Theresia Lipburger – Bregenz, Franziska Fink – Langenegg, Katharina Wehinger – Dornbirn, Gertrud Heidegger – Bregenz
5.  Jakob Winkel (30.1.1904 Reuthe – 4.5.1980 Bregenz)
Nachkommen u.a.: Kurt Winkel – Bregenz/Feldkirch
6.  Johanna Müller, geb. Winkel (22.3.1902 Reuthe – 14.4.1972 Lauterach)
Nachkommen u.a.: Norbert Müller – Lauterach, Richard Müller – Lauterach
7.  August Winkel (19.6.1900 Reuthe – 22.3.1949 Bezau)
Nachkommen u.a.: Helmut Winkel – Hohenems, Sieglinde Kumpusch – Bezau, Werner Winkel – Bezau
8.  Katharina Dünser, geb. Winkel (21.6.1905 Reuthe – 22.4.1938 Bezau)
Nachkommen u.a.: Hedwig Felder – Dornbirn, Anna Rhomberg – Dornbirn, Emma Kappaurer – Bezau, Kaspar Dünser – Bezau

1.5.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Muss Euch wieder einmal ein Brieflein schreiben zum Zeichen daß ich immer gesund und munter bin was ich von Euch allen auch hoffe. Jetzt haben wir sehr schönes Wetter was hoffentlich bei Euch auch der Fall sein wird, das Gras ist schon ziemlich groß und die Halmfrucht wächst alle Tage bedeutend. Bablers Engelbert hat mir geschrieben Ihr habt aufgefüttert aber ich glaub daß es nicht wahr ist. Wieviel hat Rauzokalbel gewogen und wieviel hat man bezahlt fürs Kilo? Gestern ist eine Alarmkomp. zusammengestellt im Fall daß irgendwo Feuer ausbricht daß man nur alarmieren muss. Tagwach machen wir uns jetzt immer um ½ 7 und um ½ 8 Uhr morgens zur Schonung der Mannschaft sie sehen es jetzt schon ein da ihnen einer nach dem andern ins Marodenzimmer gegangen ist. Kisten kommen alle Tage furchtbar viel besonders den Lustenauern die hier sind. Es sind hier sehr wenige die nicht alle Wochen 1-2 Kistl kriegen aber sie können es alle brauchen wie ich auch.

In der Hoffnung daß Euch dieser Brief gesund antrifft grüße ich Euch alle herzlich Euer Sohn und Bruder Hermann.

4.5.1917 Hohenems – Ambros Fröis an die Familie Winkel in Reuthe

Werte Familie!

Leider konnte ich trotz meinem Bemühen vom k.u.k. Kriegsministerium über den Verbleib Ihres Sohnes Alois nur folgendes erfahren.

Nach den Aussagen eines Jägers wurde er am 13. Aug. zum Hilfsplatz geführt. Letzter, der behauptete, daß er Alois geführt habe, ist aber einer Lawine zum Opfer gefallen und er kann nun nimmer mehr, ob sich dieses wirklich zugetragen, gefragt werden, daß das vielleicht auf einem Irrtum beruht, indem er vielleicht einen anderen Winkel meinte, beweist die Nachforschung bei den noch lebenden Kameraden seiner Kompanie (14.) diese geben an: daß Alois bei der Sturmaktion auf Cosmagnon (Pasubio) am 9. August schon teilnahm und dabei nicht mehr zurückkam.

Wir wollen annehmen, daß er wahrscheinlich verwundet in Gefangenschaft geriet und nicht, wie man Euch sage, in einem „Krüppelhaus“ liege, das allen Angehörigen verschlossen bleibt.

Solche Häuser gibt es nicht.

Nur wenn einer phantasiert und im Sterben liegt, werde niemand oder nur der Vater zugelassen. Sollte angeführte Annahme nicht stimmen, so wird er auf dem Transport bei den Ital. gestorben sein und nicht bei uns, da sonst jemand etwas wüßte.

Die Nachforschungen werden weiter gepflogen.

Gruß Fröis Ambros, k.k. Leutnant

Anmerkung: Ambros Fröis, Oberleutnant, geb. 16.11.1893 in Bezau, gest. 27.1.1972 in Wolfurt – „Klamporas“, Bruder von Anna und Jakob Fröis, Bezau 139

21.5.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Es fährt nun wieder ein Wälder in Urlaub und da will ich ihm einen Brief für Euch mitgeben. Es handelt sich nämlich um einen Urlaub und zwar gerade nicht um einen langen aber möchte ihn doch ausnützen. Wir könnten also Urlaub haben 5 Tage mit 4 Reisetagen also im ganzen 9 Tage müßten aber für die 9 Tage 100 Kronen Kriegsanleihe zeichnen die Fahrt wird einem hin und her vom Ärar vergütet die Kriegsanleihe kann man zeichnen wo man will nur muss beim Einrücken vom Urlaub die Bestätigung vorgewiesen werden. Ich möchte Euch darum bitten daß Ihr mir meine Bitte nicht für übel habt ich möchte nämlich noch sehr gern in Urlaub vor wir mit der Marsch weggehn.

Wenn Ihr mir die Bitte erfüllt so schickt mir gleich etwas Geld damit ich die 17 Kronen welche man vor Abgang einzahlen muss bezahlen kann und schreibt mir auch einen Brief ob ich kommen soll oder nicht. Dieser Tage wird die Marschkompagnie zusammengestellt und ich glaube daß es uns auch trifft, drum möchte ich so gern noch einmal nach Hause zu meinen Lieben in der Heimat, sollte es mich nicht treffen zur Marsch so gibt es nachher vielleicht einen längeren Urlaub ich werde Euch es gleich berichten wie es für mich ausgefallen ist.

Also macht nach Eurem Besserdünken nur berichtet mir gleich welches.

Also seid herzlich gegrüßt von Eurem dankschuldigen Sohne Hermann.

Ohne Datum – Winkel-Sohn an die Eltern in Reuthe – wahrscheinlich der oben genannte Brief von Hermann

Meine Lieben zuhause! Durch günstige Gelegenheit kann ich Euch heute einmal ein paar Zeilen der Wahrheit zukommen lassen. Möchte Euch gerne öfters schreiben, aber leider was? Schreib ich die Wahrheit, kostet es mich zumindest den Kragen, wo nicht den Kopf. Sind schon Fälle vorgekommen, daß Leute, die nur zu Hause schrieben, man möge so gut sein und ihnen ein Stück Brot schicken, zwei Stunden aufs schmerzlichste angebunden wurden. Und so kam z.B. ich einmal ins Griegel, weil ich glaubte, ich sei ein bissl frei, ging ich in ein Zivilhaus und schaute mir um ein Paket Tabak etwas zum Essen, was mir auch gelang, aber unterdessen kam Befehl, alles antreten, Schneeballen und Rangeln zum Vergnügen der Offiziere. Natürlich wurde ich als linke Flügel-Charge sofort gemangelt und vieles suchen blieb erfolglos. Also ging das Ballen und Rangeln los, bei dem ein Mann mit einem Ball ins Aug getroffen, welcher verletzt wurde, ein zweiter den Fuß verstaucht, und mein Zugsführer wurde an den Kopf gestossen, daß er eine Woche liegen musste. Anderntags kam ich zum Rapport, wo ich 10 Tage Stationsarrest bekam, ich dachte mir ganz einfach, besser dies und wiederum einmal genug gegessen als an Arm auskegelt. Also das ist ein Beispiel unserer Offiziere, selbstverständlich hat ihnen dann der Braten besser geschmeckt und den Schneeballern der Schwarze und eine halbe Portion Brot auch. Ich und auch jeder von denen die schon so lange wie ich dem Allem zuschauen müssen, haben es schon verflucht satt

24.5.1917 Stadl-Paura – Hermann Winkel an Schwester Johanna in Reuthe

Liebe Schwester!

Deine Karte heute erhalten aber das Geld und die Wäsche noch nicht. Ein Paket habt Ihr mir noch keines abgeschickt, hab einmal keins bekommen. Bin Gottlob nicht zur Marsch eingeteilt bisher bin froh. Für das Geld danke ich meinen Eltern recht herzlich Gott lohne es Euch. Von Bruder Franz demnächst die Adresse. Habt Ihr die Kühe noch haben sie sich jetzt gebessert. Meine Landsmänner fahren jetzt die meisten auf Enthebung heim. Viele Grüße von Bruder Hermann

1.6.1917 Winsbach – Hermann Winkel an Schwester Theresia in Reuthe

Liebe Schwester!

Muss Dir auch einmal eine Karte schreiben damit Du weißt wo ich bin. Sind heute nach Lambach und nach Winsbach gegangen von wo aus wir nach Steyr fahren. Werde dann sofort schreiben wenn wir dort angekommen sind wir fahren erst nachts um 10 h von hier weg damit wir bei dunkler Nacht die Quartiere beziehen können warum später. Heute haben wir wieder etwas auszustehen nichts essen den ganzen Tag marschieren.

Herzlichen Gruß Hermann

2.6.1917 Steyr – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe (zensuriert)

Liebe Eltern u. Geschwister!

Sind nun in der neuen Garnison angelangt nach 16stündiger Fahrt und sind in einer Industriehalle einquartiert in sehr schönen Zimmern auch die Gegend ist schön nur nicht in die Ortschaft hinein darf man. Sind jetzt die 1. Marschkompanie die wieder weg geht, schaut nur daß das Gesuch bewilligt wird damit ich einmal diesem Schwindel abkomme. Denkt Euch jetzt sind wir am 31.5. von Stadl-Paura weg und jetzt ist es mittags um 1 Uhr und noch kein Brot und keine Menage gefaßt, habe folgedessen das Kistl samt dem Geld sozusagen aufgebraucht und wäre mir schon sehr lieb wenn Ihr mir etwas senden würdet.

ZENSIERT

….das Koffer haben wir müssen in Stadl-Paura lassen, durften nichts mitnehmen als wie was wir am notwendigsten brauchten. Laßt mir die Nachbarn alle schön grüßen sie sollen auch etwas hören lassen. Hab die letzten 14 Tage nur 3 Stück Post bekommen. Also nochmals schickt mir gleich etwas ist gleich was.

Schließe nun mein Schreiben mit vielen herzlichen Grüßen Euer dankschuldiger Sohn und Bruder Hermann.

Das Gesuch sollte halt bald bewilligt werden.

… die Zensur hat zugeschlagen …

17.6.1917 Steyr – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern u. Geschwister!

Vor allem andern muss ich Euch berichten daß ich die 50 K. mit Freuden und bestem Dank erhalten habe, es hätte nicht müßen soviel Geld sein ich wäre mit halb soviel auch zufrieden gewesen. Aber ich hab jetzt eine schöne Zeit Geld genug. Das Paketle mit Käs hab ich auch erhalten sowie das Kistle vom 4.6. wofür ich Euch nochmal Dank sage, auch habe ich vom Egger Vorsteher eine Gesuchsbestätigung erhalten mit welcher ich morgen zum Rapport gehe ich will gern sehen was der Oberleutnant sagt, ob er mich weg tut von der Marsch oder ob er mich für abschlägig erklärt-. Sind jetzt gänzlich ausgerüstet und gehen wahrscheinlich am Mittwoch ab von hier. Den Koffer werde ich auf der Post senden mit den Blechdosen und der Winterwäsche und sonstigen Artikeln. Morgen haben wir Beichte und Beeidigung. August soll mir schreiben wie es in der Unteralp ausgeschaut hat, wie wär ich so gern selbst mitgegangen. Wie geht Euch mit dem heuen, macht Ihr recht gutes Heu.

Heute vormittag haben wir gemeinsamen Kirchgang gehabt und da hat uns der Pfarrer eine schöne Predigt gehalten zum Abschied von der Heimat und hat besonders die Tiroler Kaiserjäger hervorgetan durch Ihren Mut und Ihre Ausdauer und Tapferkeit.

Dies wird wahrscheinlich mein letztes Schreiben sein von hier aus, drum Lebet alle wohl bis ich Euch wieder schreibe aus einem anderen Weltteil, nun seid alle recht herzlich gegrüßt von Eurem dankschuldigen Sohne u. Bruder Hermann.

Aufs Wiedersehen.

27.6.1917 Steyr – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Endlich komme ich wieder dazu Euch einige Zeilen mitzuteilen. Bin jetzt wieder in der Industriehalle immer noch bei der Marsch. Wir sind nämlich 60 Mann zurück geblieben weil wir nicht abgeschossen hatten und gehen nun jetzt am ..(zensiert) ins Feld. Was ist denn mit meinem Gesuch ist es noch nicht bewilligt vom Landeskulturrat es hätte nämlich jetzt höchste Zeit weil ich jetzt noch enthoben würde, später gehts nicht mehr. Schwester Anna hat mir ein Paket abgeschickt am 13.6. habe es aber noch nicht erhalten bisher, es wird wahrscheinlich verloren gegangen sein. Wenn mir das Gesuch nicht bewilligt ist so bin ich froh daß ich bald ins Feld kann, denn die Hinterland-Hockerei hab ich schon furchtbar dick alle Tage den gleichen Schmarren und dabei nichts zu fressen da möchte man schon ich weiß nicht lieber was tun. Seid Ihr schon gut dran mit heuen und habt Ihr gutes Wetter? Ist Felderles Hansmichel immer noch im Brand ich habe ihm schon zirka ein Dutzend Schreiben abgehen lassen aber noch keine Antwort erhalten. Schreibt mir auch wieder einmal ein Brieflein!

Schließe nun mein Schreiben mit vielen herzlichen Grüßen Euer dankschuldiger Sohn Hermann.

8.7.1917 – Hermann Winkel an Schwester Johanna in Reuthe

Liebe Schwester!

Deinem Brief vom 3.7. am 7.7. richtig erhalten und danke Dir recht herzlich für ihn. Habe gelesen daß Floras Kalb erfallen ist schade um das schöne Tierchen. Ist Bruder Franz noch hier im Urlaub oder ist er schon wieder fort, am Dienstag dampfen wir auch ab von hier, wohin ist mir unbekannt. Ein Paket erwarte ich noch hier auf die Fahrt wäre es mir sehr willkommen. Das 2.te Gesuch wird wahrscheinlich auch abschlägig kommen. Nun sei herzlich gegrüßt von Bruder Hermann.

12.7.1917 Innsbruck – Hermann Winkel an die Familie in Reuthe

Die herzlichsten Grüße von der Durchreise sendet Euch aus Innsbruck

Euer Sohn Hermann

23.7.1917 im Feld – Hermann Winkel an den Vater in Reuthe

Lieber Vater!

Kann Euch nun mit Freuden berichten daß ich das Paket gestern erhalten habe wofür ich Euch herzlich Dank sage. Der Inhalt war noch in gutem Zustand. Die 2 Feldpostpaketle hab ich noch nicht erhalten. Seid Ihr alle gesund u. munter und wie geht’s mit der Heuernte habt Ihr schon bald alles unter Dach. Mit geht soweit ganz gut nur die Enthebung sollt ich jetzt dann bald bekommen. Einen herzlichen Gruß an Euch alle sendet Euer dankschuldiger Sohn Hermann.

27.7.1917 – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Komme nun endlich dazu Euch einige Zeilen zu schreiben und hoffe Euch in bester Gesundheit die herzlichsten Grüße bieten zu können. Vor allem andern bin ich gesund und munter was hier die Hauptsache ist, geht mir immer ganz gut, trotzdem es hin und wieder größere Übungen gibt. Letzte Woche war ich mit auf Patrolle und erreichten eine Höhe von beinahe 3000 m hat mir sehr gut gefallen auf den hohen Bergen, wir waren 3 Offiziere, 1 Zugsführer, 1 Patrollführer und 9 Jäger im ganzen 14 Mann sind alle wieder gesund und wohl zurück gekommen. Wie steht es mit meinem Alpgesuch ist erledigt oder nicht, schaut daß es bewilligt wird denn jetzt ist es höchste Zeit, es fahren nächster Tage wahrscheinlich wieder einige Enthobene weg. Das Kistel habe ich erhalten wie ich Euch bereits schon mitgeteilt habe. Ein klein wenig Geld schickt mir auch aber es hat keine Eile und ein Paket mit Wäsche. Fußlappen Socken und Hemd u. Unterhose. Neuigkeiten wird es bei Euch auch nicht viele geben wie hier auch. Ist Franz Josef wieder eingerückt, was hat er für eine Adresse? August soll auch wieder einmal etwas hören lassen.

In der Hoffnung daß Euch dieses Schreiben gesund antrifft grüße ich Euch alle recht herzlich Euer dankschuldiger Sohn Hermann.

30.7.1917 – Hermann Winkel an die Mutter in Reuthe

Liebe Mutter!

Im Anfang meines Schreibens seid mir herzlich gegrüßt. Bin gesund was ich von Euch auch hoffe. Sendet mir sofort eine Garnitur Winterwäsche u. eine Garnitur Sommerwäsche, halt von beiden Sorten Hemd uGattl. Brief und Karten werdet Ihr erhalten haben. Schwester Anna hat mir heute auch geschrieben. Die Wäsche sendet mir sofort. Mit vielen herzlichen Grüßen schließe ich mein Schreiben Euer Sohn Hermann.

30.7.1917 – Hermann Winkel an die Mutter in Reuthe

Liebe Mutter!

Habe Euch gestern eine Karte geschrieben aber dabei etwas vergessen, ich hätte nämlich so gern eingesottene Butter sowie Kümmel Pfeffer und die gewünschte Wäsche, nämlich die 2 Garnituren schickt mir aber noch ziemlich gute Wäsche und recht bald. Die eingesottene Butter sendet mir in einer Blechdose am liebsten wäre es mir, wann Ihr ihn ablassen würdet weil er weniger verdirbt. Die Post und Pakete sind in 2-3 Tagen immer hier. Brief folgt später. Nun die herzlichsten Grüße von Eurem dankschuldigen Sohn Hermann

30.7.1917 Cavedago – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Will Euch nun einmal mitteilen wie es hier steht und wie es mir gefällt. Vor allem andern bin ich immer gesund und munter was die Hauptsache ist, sonst ist es hier halt auch wie überall, zu wenig Menasch u. Brot wie überall, ich sag nicht daß hier das Essen nicht schlechter und weniger ist als wie beim Kader, aber dafür müssen wir hier mehr arbeiten und große beschwerliche Märsche machen. Wein bekommen wir jetzt nur noch all 8 Tage ½ l so ist uns schon abgezogen worden. Wir fassen auch hin und wieder einmal Marmelade und Ölsardinen aber da trifft es einem immer nur einen Löffel voll und da meinen sie wunder was sie einem damit für eine Freude machen. Schlaf gibt’s hier auch wenig wir haben oft Nachtübungen und da gibt es immer sehr wenig Schlaf wann um 4 Uhr schon wieder Tagwache wird. Mit dem Hunger geht’s jetzt gerade schon, essen tät man natürlich noch viel aber man leidet sich halt auch mit den andern.

Übermorgen geh ich in den Sturmkurs nach Leviko zu einer 4wöchentlichen Ausbildung hoffe daß es mir dort gut geht und gesund wieder davon komme. Wir kommen nach der Ausbildung zum Regiment ins Feld, hoffe aber zuvor auf einen kurzen Urlaub.

Es hat im Kompaniebefehl geheißen man soll nicht um Pakete heim schreiben damit die daheim es eher glauben daß wir es hier gut haben. Die 2 Karten werdet Ihr erhalten haben auf welchen ich Euch um Wäsche, Kuhschmalz Kümmel u. Pfeffer gebeten habe. Schickt mir diese Sachen recht bald. Sonst mit dem Pakete senden macht wie Ihr wollt, wann Ihr mir etwas sendet ist mir auch recht und sonst ist mirs auch gleich. In der Hoffnung daß ich auch bald einmal persönlich Euch grüßen kann unterzeichnet sich dankbarst Euer Sohn Hermann

2.8.1917 – Hermann Winkel an den Vater in Reuthe

Lieber Vater!

Sind nun gut angekommen bei unserem Sturmkursbaon und werden auch gleich anfangen üben. Es ist hier eine öde Gegend, denn es ist kein Zivil mehr hier, in einer so großen Ortschaft macht es einen düstern Eindruck. Toblers Hermann hab ich am herfahren getroffen er kam soeben aus dem Sturmkurs er sieht gut aus. Sonst gefällt es mir wie überall nirgends besser als wie zu Hause und da lassen sie mich nicht hin. Herzlichen Gruß von Hermann

Schickt mir ein Kistchen hier her.

Toblers Hermann – Hermann Kaufmann, Hinterreuthe 50 – 14.8.1897 – 26.11.1982 Kennelbach

5.8.1917 – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Die herzlichsten Grüße aus dem Sturmkurs sendet Euch allen mit bester Gesundheit Euer dankschuldiger Sohn Hermann.

8.8.1917 – Hermann Winkel an die Mutter in Reuthe

Liebe Mutter!

Nun was ist mit meinem Gesuch ist es bewilligt worden oder nicht, bitte schreibt sofort habe schon lange keine Post mehr erhalten. Seid Ihr mit der Heuernte fertig. August soll mir einmal etwas von der Ökonomie schreiben oder der Vater. Schickt mir auch wieder einmal ein großes Kistchen kann schon eines brauchen. Was gibt’s Neues bei Euch? In der Hoffnung auf baldige Antwort grüßt Euch alle Euer Sohn Hermann.

10.8.1917 – Hermann Winkel an Bruder August in Reuthe

Lieber Bruder!

Deine Karte vom 7.8. gestern und den Brief von der Mutter vom 6.8. am 8.8. mit bestem Dank und Freuden erhalten. Schreibe mir einmal einen Brief über Ökonomie und deine Leistungen den Sommer hindurch. Auf die Musterung freue Dich nur nicht so sehr, sei froh wenn sie Dich nicht behalten es wird wohl genug sein mit 6 es wird nicht der 7te auch noch dabei sein müssen. Das Paket mit Wäsche u. Geld noch nicht erhalten. Bitte schickt mir gleich ein Kistchen kann schon eins brauchen. Mit den Kälbern habt Ihr wirklich kein Glück heuer. Nun sei herzlich gegrüßt von Deinem Bruder Hermann.

August Winkel, Hof 2 – später Bezau, Kriechere 68 – „Fäbe“

11.8.1917 – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern u. Geschwister!

Kann Euch mit Freuden mitteilen daß ich das Geld und Paket erhalten habe wofür ich Euch recht herzlich Dank sage. Im Paket habe erhalten 2 Hemden, 2 Hosen, 3 Paar Fußlappen, Feldpostkarten, Fleisch, Butter, Käs, Landjäger Kümmel u. Pfeffer. Ihr werdet wohl denken was ich mit dem Butter anfange aber da wird gebraten nach Herzenslust da kann ich mir den Magen wieder einmal einfetten. Ich bekomme von Trient Kartoffeln und da brate ich mir immer zum Kaffee. Die Fußlappen sind tadellos und die Wäsche auch. Schickt mir nach dem 22.8. kein Paket mehr hieher weil der Kurs dann aus ist und ich jetzt noch nicht weiß wohin wir kommen. Mit dem Paket bin ich wirklich sehr zufrieden und kann Euch nicht genug danken dafür, Butter schickt mir noch einmal eine Büchse ich werde Euch diese dann wieder schicken wann sie leer ist, bitte schickt mir den Butter aber recht geschwind, sonstige Sachen könnt Ihr mir schicken was für Ihr wollt mit Ausnahme von Käs.

Seid Ihr fest am Ohmat heuen, wann Ihr solches Wetter habt wie wir so macht Ihr tadelloses Heu. Habt Ihr Milch genug von den 2 Kühen.

Also nochmals bestens dankend grüßt Euch alle aufs innigste Euer Sohn und Bruder Hermann.

17.8.1917 – Hermann Winkel an die Mutter in Reuthe

Liebe Mutter!

Euere Karte vom 12.8. und einen Brief vom 29.7. gestern mit Freuden und bestem Dank erhalten. Heute feiern wir unseres geliebten Monarchen Geburtstag deshalb frei. Hier beging man diesen Tag ganz feierlich, hatten eine Feldmesse und am Abend vorher einen Fackelzug mit Gesang. Wann man ein tüchtiges Kistchen gehabt hätte, so hätte man diesen Tag können leben.

Herzliche Grüße von Eurem Sohne Hermann.

19.8.1917 – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Im Anfange meines Schreibens seid mir herzlich gegrüßt. Habt Ihr meine Post alle erhalten aus dem Sturmkurs, bleibe weil ich mich freiwillig zum Sturmbattallion gemeldet habe noch zirka 2 Monate hier und bin wenigstens kugelsicher. Möchte Euch darum bitten mir ein Urlaubgesuch zu senden und zwar Ernteurlaub kann möglich sein daß ich einen kleinen Urlaub bekomme. Der erste Kursus ist jetzt aus und da geht halt gleich der zweite an und in der Zeit gibt es schon Urlaub. Was schreibt Bruder Franz und wo ist er, schickt mir seine Adresse damit ich ihm auch wieder einmal schreiben kann. Jetzt werdet Ihr schon bald fertig sein mit Ohmad heuen, hat es auf Kohlerstuk viel Heu gegeben. Ich kann Euch dann helfen das Obermoos heuen. Daß ich das Paket u. Geld erhalten habe, hab ich Euch schon berichtet. Sonst weiß ich gerade nichts zu schreiben und schließe nun mit vielen herzlichen Grüßen Euer dankschuldiger Sohn Hermann.

25.8.1917 – Hermann Winkel an die Mutter in Reuthe

Liebe Mutter!

Euern lieben Brief vom 21.8. heute erhalten und sage Euch herzlichen Dank dafür. Habt habt ganz recht gehabt daß Ihr mir nichts geschickt habt, sendet mir jetzt auf diese Adresse das Kistchen, jetzt bekomme ich es schon. Bleibe nun vorläufig noch mehrere Wochen hier und hoffe daß es mir gut geht. Ein Urlaubsgesuch werdet Ihr mir senden. Herzlich grüßend verbleibe ich Euer dankschuldiger Sohn Hermann.

4.9.1917 im Felde – Hermann Winkel an den Vater in Reuthe

Lieber Vater!

Die herzlichsten Grüße aus der Stellung in vollster Gesundheit sendet Euch Sohn Hermann.

Jetzt….wir dem Tiger…(Zensiert)

Lebet wohl aufs Wiedersehn.

11.9.1917 – Hermann Winkel an die Eltern in Reuthe

Liebe Eltern!

Habe endlich wieder einmal Zeit Euch eine Karte zu schreiben. Vor allem andern kann ich Euch mitteilen daß ich gesund u. glücklich von der Aktion zurück gekommen bin und hoffe daß es auch immer so weiter gehen wird. Post hab ich schon lange keine mehr erhalten, überhaupt von gar niemandem etwas. Nun seid alle aufs herzlichste gegrüßt von Eurem dankschuldigen Sohn Hermann

29.9.2017 – Hermann Winkel an den Vater in Reuthe

Lieber Vater!

Teile Euch mit daß ich das Paket mit Freuden erhalten habe und Euch herzlich Dank sage dafür. Hätte Euch schon lange geschrieben aber der Postverkehr war eingestellt. Ich werde nicht mehr lange hier sein kommen weg, wohin bisher noch unbekannt. Nun seid herzlich gegrüßt von Eurem Sohne Hermann.

10.11.1917 Innsbruck – Franz Winkel? an Vater in Reuthe

Lieber Vater!

Heute ist bei uns der Erlass herausgekommen, daß Urlaub erteilt werden können auf Angabe von Gründ, da ich aber immer noch beim Marschzug zugeteilt bin und dieser Zug keinen Anspruch hat, so möchte ich es mit einem Gesuch versuchen, bei welchem ihr mir behilflich sein können. Drum bitt ich Euch recht herzlich, mir ein ähnliches Gesuch, wie früher nach Steiermark, hierher zu machen. Ich hoff das beste.

Bin jetzt schon eine Woche krank, geht aber bis in ein paar Tagen schon wieder. Anton hat mir vor einer Woche auch geschrieben. Er ist gesund und Langeweile hat er. Alois schreibt mir nie, habe gestern beiden geschrieben.

Die Karte von Schwester Theres habe ich erhalten, wofür ich ihr herzlich danke. Beim Vetter Lorenz war ich schon wieder öfters. Läßt Euch auch immer grüßen, und will nächsten Sommer, wann der Krieg zu Ende ist, Euch einmal auf Besuch kommen. In der Hoffnung, daß ihr diesem meinem Wunsche entgegen kommst, schließe ich mein Schreiben und verbleibe Euer dankschuldiger Sohn. Grüße an Mama und Geschwister

15.11.1917 im Felde – Letzter Brief von Hermann Winkel an den Vater in Reuthe

Lieber Vater!

In bester Gesundheit sendet Euch die herzlichsten (Grüße) Euer dankschuldiger Sohn Hermann!

Eviva la Offensiva granda!

(letzter Brief von Hermann!)

Hermann Winkel – 23.1.1899 + 21.11.1917

geboren in Reuthe, Hof 2 – 1912 Schwabenkind – Als 5. Sohn der Familie gefallen im 1. Weltkrieg mit 18 Jahren in Cismon (Brustschuß und Kopfverletzung, ward am 23.11.1917 tot gefunden auf dem Schlachtfeld) – Hermann hatte mit Frieda Theresia Meusburger ein uneheliches Kind, Franz Meusburger (dieser ist im 2. Weltkrieg gefallen) – Kaufmann Oswald: „Kriegschronik Reuthe 1914-1918“, Seite 89
Franz Meusburger, unehelicher Sohn des Hermann Winkel, geb. 14.2.1917 in Andelsbuch – gef. 14.10.1944

16.12.2017 – Alois Lechthaler, aus Sibratsgfäll

Werte Familie,

als guter Kollege muß ich Ihnen heute auf den Brief vom 19.12. Nachricht schreiben, daß mein guter Freund Hermann Winkel am 21. Nov. gefallen ist. Leider … ich weiß daß es schwer ist für eure Familie, schon der 5. Sohn müsste aber keine Sorge haben, hat einen schnellen Tod gehabt. Wollen ihn im Gebet nicht vergessen, ist mein bester Freund gewesen, seid wir zum Sturmbatallion gekommen. Ich werde euch vielleicht einmal aufsuchen, wenn ich in Urlaub komme. Bin aus Sibratsgfäll …

(Anmerkung: Hermann Winkel hatte mit Frieda Meusburger aus Andelsbuch ein uneheliches Kind – Franz Meusburger, 14.2.1917 – 14.10.1944 gefallen im 2. Weltkrieg! Frieda hat am 28.4.1919 in Bludenz den Johann Lechthaler geheiratet – den älteren Bruder vom obigen Alois Lechthaler aus Sibratsgfäll)

3.2.1918 – Militärseelsorge

Euer Wohlgeboren,

teile Ihnen die traurige Nachricht mit, daß Hermann Winkel des 3. Regimentes am 23. Nov. 1917 auf dem Coldella/Italien, den Heldentod gefunden hat. Seine Leiche dürfte wohl jetzt geborgen worden sein. Empfangen euer Wohlgeboren den Ausdruck meines tiefsten Beileides.

Eberhard

Grabkreuz Familiengrab Winkel in Reuthe bis 1941

4.2.1918 – Franz Winkel an den Vater in Reuthe

Meine Lieben!

Bin dankender Besitzer von Mutters Karte in welcher Sie mich fragt betreffs Urlaub. Muss euch leider mitteilen, daß ich von meiner Abteilung aus noch wenigstens 9 bis 10 Monate keinen Urlaub erhalten kann, in dem hier Leute sind, was schon 16 bis 17 Monat keinen Urlaub hatten. Am einfachsten wird es sein, nochmals ein Gesuch, dann komm ich bestimmt.

Sollte Hermanns Kreuzsteckung sein, warts auf mich, so kann ich doch wenigstens einem meiner lieben Brüder die letzte Ehrung und Geleite geben.

Grüsse Euch alle herzlich Franz

16.7.1918 – Franz Winkel an Familie in Reuthe

Liebe Eltern und Geschwister!

Heute einmal ein richtig heißer Sommertag, und ich sitze hier, statt, daß ich Euch helfe heuen. Was Ihr sicher jetzt zur Genüge zu tun habt. August hat mir auch schon wieder geschrieben, er schreibt: Wir Wälder sind alle noch beisammen, und geht uns recht gut, sooft wir Kistl bekommen. Enthebung und Spass bei seits. Ferner schrieb er mir, auf mein Anfragen, daß Hermann auf dem Monte Cisman begraben sei, was sich aber höchstwahrscheinlich nicht bestätigt, denn ich suche ihn in Cisman schon einige Male ab und kann nur 1 Friedhof finden, wo sich tatsächlich von November und Dezember v.J. Bestattungen zeigen und zwar vom 2. aber nicht vom 3. Tiroler Kaiserjägerregiment. Wenn es so weitergeht wie jetzt, wäre es besser, ich wäre anstelle meiner 5 Brüder! – ! Haso-Ohn sind Tagesordnung.

Grüße von Eurem Franz

19.9.1918 – Franz Winkel an die Eltern in Reuthe

Meine Theuren!

Dankend im Besitz der Karte und Brief von den lieben Schwestern Johanna und Theres. Gestern sagte mir der Rittmeister, daß das Gesuch nicht bewilligt an die Eskadron gekommen sei, in welchem es hieß, es werde jetzt niemand mehr enthoben. Also höchstwahrscheinlich wegen der späten Jahreszeit. Das beste ist, man denkt sich seine Sache, aussprechen lässt sich’s hier nicht.

Lebt wohl, viele Grüße Euer Franz

Franz Winkel, 20.2.1890 – 14.2.1942 Reuthe

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